von Barbara Hofmann-Huber am 12. Mai 2012
Für eine Sache zu brennen ist sicher das, was wir uns immer wieder sehr wünschen, weil es bedeutet, wir sind voller Leidenschaft, sei es für eine Sache, sei es für eine Person und es ist ein wunderbares Zeichen von Lebendigkeit. Frauen waren auch immer Hüterinnen des Feuers: Hier könnte dies, als eine Form des Selbstmanagements, neue und sich selbst nährende Bedeutung erhalten.
Das innere Feuer ist ein Synonym für unsere Lebensenergie, Lebendigkeit und Lebenskraft. Wenn ich es in einen Kontext der chinesischen Philosophie stelle, beschreibt es die Yang Seite des Qi. In unserem westlichen Kontext, beinhaltet das Feuer, die Kraft zu haben, das zu tun, was ich tun möchte. Das innere Feuer kann ein geistiges Feuer sein – inspirieren, ein Gedanke, ein Gedankenblitz. Es kann auch die Vitalität ausdrücken, die körperliche Lebendigkeit und ebenso den inneren Antrieb, die Motivation, all das, was ich an Ideen, Visionen, Ziele, die ich habe, in Handlung und in Aktionen umsetzen lässt, die Erfolg ermöglicht. Es ermöglicht tätig und aktiv zu sein in einem Zustand des Flow, der kreativsten und lebendigsten Form von Aktivität.
Wenn wir uns ein Feuer vorstellen, das wir zum Lodern bringen möchten, so haben wir einmal das Brennmaterial selber im Augen, es ist aber auch sehr sinnvoll zu schauen: wozu wollen wir das Feuer überhaupt zum Lodern bringen? In der Regel fangen wir mit dem an, wozu wir überhaupt ein Feuer brauchen. Soll das Feuer uns wärmen? Soll das Feuer uns einfach Freude bereiten? Je nachdem wozu wir ein Feuer benötigen, suchen wir uns einen angemessenen Platz und schaffen Rahmenbedingungen für das Feuer. Wir alle wissen, ein unkontrolliertes Feuer ist gefährlich. Wir wissen aber auch, ohne Feuer kein Leben. Erst als zweiten Schritt suchen wir uns dann das adäquate Material für das Feuer. Das kann Holz sein, Kohle, alle fossilen Brennstoffe. Ebenso klar ist: ohne irgendeinen Brennstoff gibt es kein Feuer.
Was bedeutet dieses Bild des Feuers für unseren inneren Prozess des Feuers? Um für etwas zu brennen, brauchen wir ein inneres Bild und damit ein Ziel, das uns begeistert. Das können sowohl Vorstellungen sein, die wir haben, oder Bilder, das kann ebenso ein sachliches Ziel sein. Das Brennen kann durch eine innere Inspiration erfolgen oder von Impulsen aus der Außenwelt, die uns aktivieren. Wenn das Ziel gefunden ist, erscheint es uns dann sehr selbstverständlich, dass das Brennmaterial, die innere Energie für dessen Realisierung, in uns vorhanden ist. Wir setzen den zweiten Vorgang, dass wir einfach die Kraft haben, das zu tun, wonach wir brennen, voraus.
Erst in jüngster Zeit wird in der Öffentlichkeit immer deutlicher der Begriff „Ausgebrannt – sein“ bewusst. Es ist ein sehr präzises Bild dafür, das irgendwann einfach die inneren Rohstoffe für das innere Feuer erloschen sind. Vielfach wird uns erst dann bewusst, dass wir auch in uns selbst dafür sorgen müssen, dass genügend „fossile Brennstoffe“ vorhanden sind. Viele Menschen verausgaben sich bis zu dem, was dann Burnout genannt wird, ein ausgebrannt sein des Körpers und der Seele. Gerade das Burnout-Syndrom ist eine psychosomatische Erkrankung oder ein Zustand in dem sowohl die Energie für den Körper, als auch für unsere Wünsche und Visionen zusammenbricht. Die Nerven liegen bloß und das Empfinden ist sowohl geistig als auch physisch am Ende unserer Kräfte zu sein.
Gerade weil das Burnout der Gegenpol zu dem wunderbaren Gefühl des “für etwas brennen“ ist, können wir aus dem Wissen um die Heilung von Burnout, auch Rückschlüsse darauf ziehen, wie wir das innere Feuer auf gesunde Weise am Leben erhalten können. Denn leider ist das Wissen der Hüterin des Feuers, nicht mehr für jede(n) intuitiv verfügbar.
In unserer Kultur haben wir den Wunsch nach einfachen Lösungen. Wenn es gelingt, anstatt eine eindimensionale Lösung zu suchen, in Polaritäten zu denken, so fällt es auch leichter, sich bewusst zu machen, dass Feuer auch etwas mit Wandlung zu tun hat: Feuer brennt und während es brennt zehrt zugleich auch auf. Das Aufgezehrte muss ersetzt werden, sonst erlischt das Feuer. Auf Verhalten umgesetzt bedeutet das, Aktivität und Regeneration gehören zusammen. Da das innere Feuer sowohl eine physisch körperliche Aktivität ist, als auch eine seelisch mentale, braucht es auch für die Regeneration sowohl körperliche als auch seelisch mentale Formen. Es braucht Wissen um Ressourcen und Grenzen.
Meine Erfahrung ist, um gut für sich sorgen zu können, braucht es sowohl den Weg der Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis, als auch ein genaues und individuelles Wissen, was die eigenen körperlichen Prozesse und Bedürfnisse anbelangt.
Welche Möglichkeiten stehen nun zur Verfügung um das innere Feuer zu nähren? Ich habe in diesem Blog zwei Bücher vorgestellt, die zwei unterschiedliche Zugänge beleuchten: der eine ist eine psychologische Herangehensweise, die das Selbstmanagement beinhaltet, der andere. beschreibt die körperlichen und physiologischen Prozesse. Beide gehören für mich zusammen, wie zwei Seiten einer Medaille.
Psychologisch gesehen gehören zu dem Nähren des Feuers alle Themen rund um das Thema Selbstwahrnehmung, Selbstreflektion, Ressourcen, Umgang mit Grenzen, zu wissen, was man möchte, eigene Ziele setzen. Zur Vorbeugung von Burnout geht es um die Stärkung der individuellen Resilienz. Es sind Themen die in dem Buch „Fels in der Brandung statt Hamster im Rad“ auf anschauliche Weise und konkret beschrieben sind.
Die komplementäre Herangehensweise, die physiologische Seite des Körpers in den Fokus nehmend, bedeutet in dem Bild des Feuers immer wieder zu schauen ob es einfach auch genug Material gibt, damit das Feuer lodern kann. Damit wir in unserem Körper lodern können, brauchen wir natürlich Nährstoffe, und wie diese nun ganz genau beschaffen sein müssen, das haben die Autorinnen in dem Buch “der Burnout Irrtum wunderbar zusammengestellt.