von Barbara Hofmann-Huber am 18. Juni 2010
Das Interesse an der Karriere hin zur Führungsverantwortung ist nicht nur bei Frauen selbst sehr groß, sondern findet auch in den Unternehmen immer mehr Resonanz. Wie der Weg aussehen kann, Frauen in Führung zu begleiten, zu ermuntern, zu fördern, zu motivieren, darüber gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Frauen zu fördern, ist das noch zeitgemäß? Ist es nicht selbst an der Frau, wenn sie gut ist, auch alleine eine Führungsposition zu erobern? Für Männer ist ein unterstützendes Netzwerk auch kein Hinderungsgrund. Es besteht für sie kein Gegensatz zwischen dem, Kontakte zu nutzten und zu meinen, dass sie es selbst durch ihre Leistung in die Position geschafft haben. Den Weg in die Führungsposition ganz alleine zu bewältigen, kann, muss aber nicht sinnvoll sein. Ich meine, dass es sich Frauen nicht schwerer machen müssen, als es eh schon ist, indem sie sich zu viel Alleingang abverlangen. Vor allem, da Führen auch etwas mit Teamplay zu tun hat. Wenn sich eine Frau zu sehr als Einzelkämpferin profiliert hat, dann stellt das ihre Vorbildfunktion als Leitfigur, als Alphatier, häufig in Frage. Es ist also eines der vielen Dilemmata, mit denen Frauen nicht erst in der Führungsposition, sondern schon auf dem Weg dahin zu tun haben.
Mentoring, Quote, Netzwerken, Coaching, was ist der richtige Weg? Ich bin der Meinung, den gibt es nicht. Es gibt sehr viele unterschiedliche, sich ergänzende Wege. Sind Frauenseminare ein Weg? Ich meine: Ja! Solche Veranstaltungen, in denen Frauen unter sich ihre Erfahrungen austauschen, reflektieren und sich auf diese Weise für die Verantwortung zu Führen bereit machen. Denn ein Austausch unter Frauen ermöglicht es, die besonderen Kompetenzen und Begabungen von Frauen heraus zu arbeiten und dadurch nutzbar zu machen.
Die Kenntnis der von Männern entwickelten Führungskultur, ist für Frauen zwar wesentlich, um in der eigenen Kompetenz wahrgenommen zu werden und in den entsprechenden Ritualen agieren zu können. Dabei jedoch stehen zu bleiben, ist nicht nur unbefriedigend, sondern fällt auch hinter die aktuelle Führungsdiskussion zurück. Die Werkzeuge der Führung flexibel anzuwenden ist heute, in der sich ständig verändernden beruflichen Umwelt, die zentrale Kompetenz. Das kann nur gelingen, wenn die eigene Persönlichkeit eine flexible Haltung und damit eine, der jeweiligen Situation angemessene Anpassung und zugleich Handlungsfähigkeit ermöglicht.
Genau in diesem Bereich liegt nun die zentrale Kompetenz von Frauen: das Interesse an Personen und an nachhaltigen sachlichen Erfolgen. Anders gesagt, die Verbindung von IQ und EQ, von Sachkompetenz und Beziehungsintelligenz. Dazu gehört auch die eigene Person und deren bestmögliche Entwicklung. Erlebt wird das vielleicht als Anpassungsfähigkeit. Doch es ist darüber hinaus die Kompetenz, sich auf die sich ständig ändernde Welt, und sowohl auf Sachanforderungen, als auch auf andere Menschen einstellen zu können. Kommunikationsfähigkeit, Beziehungsorientiertheit, Flexibilität und Organisationstalent, die Verbindung von Kurz- und langfristigen Sachzielen – diese Komplexität zu bewältigen und in zielführendes Handeln umsetzen zu können, gelingt mit einem sichern inneren Halt. Diese Stabilität und Verwurzelung in der eigenen Persönlichkeit ist auch notwendig, um sie mit Kritikfähigkeit, Konfliktkompetenz und Durchsetzungsvermögen verbinden zu können.
Führen bedeutet, wie Sie sicher wissen, der Umgang mit Dilemmata. Der alltägliche und ständige Aufenthalt in einem Spannungsfeld. Es gilt die Balance zu finden zwischen der privaten Person und der beruflichen Rolle. Jedoch auch innerhalb der Führungsrolle ist es eine ständige Herausforderung, die Spannung zwischen der Führungsfrau und ihren Mitarbeiten und dem Umgang mit den eigenen Vorgesetzten, sowie der zwischen den internen und den externen Kunden zu bewältigen. Komplexitätskompetenz ist gefragt!
Vor allem ist die Fähigkeit, Einsamkeit konstruktiv zu nutzen wesentlich. Da viele Frauen sehr beziehungsorientiert sind, ist gerade die Regulierung der Einsamkeit eine sehr große Herausforderung. Wie dies anderen Frauen erleben und wie sie damit umgehen, das ist ein spannendes Thema in einer Veranstaltung wie einem Frauenseminar. Meine Erfahrung als Trainerin ist, dass sich Frauen durch den Austausch darüber sehr bestärkt fühlen. Nicht zuletzt entstehen, wenn Vertrauen erlebt wird, dadurch auch über die Gruppenzeit hinausgehende stärkende Kontakte. Das Ziel eines solchen Seminars ist es, dass die Teilnehmerinnen ihren eigenen, persönlichen Stil als Führungsfrau weiter entwickeln. Dieser situative und flexible Führungsstil bildet die Basis, auf der Führungsintrumente und Techniken zielführend und nachhaltig wirkend, eingesetzt werden können. Darin zeigt sich die heute moderne Führungskompetenz.
Dieses komplexe Verständnis über den Weg in die Führung, habe ich gerne mit Ihnen geteilt.